MARTINA REINHART
‘Gesichter, Körper und eine Skulptur‘
Zeichnungen, Malereien, Photogramme und eben ein dreidimensionales Objekt
In den Zyklen ‘Das Bild der Frau’, ’Das Bild des Mannes’, ‘Das Bild des Kindes’, ‘Chimaeren’ und ‘Traumwesen’ hat Martina Reinhart bereits die Rolle des Menschen hinsichtlich seinem Bezug zur Natur untersucht. Eigentlich auch in Relation zum Anthropozän-Begriff (Paul Crutzen) als Denkfigur, welcher unsere Vorstellung von Natur und Kultur verändert. Und so auch vom Körper. Denn auch dieser lässt sich nun eigentlich nicht mehr unabhängig vom menschlichen Handeln betrachten.
Wie bereits Karl Marx in ‘Grundrisse’ (1857) Maschinen, Lokomotiven, Telegraphen, etc., also Produkte der Industrie als, aus Naturmaterialien entwickelte Organe des menschlichen Willens über die Natur bzw. der menschlichen Partizipation in der Natur beschreibt, so kann man den Menschen selbst als geologischen Faktor sehen, der einerseits die Erde in ihrer Substanz verändert, aber auch zur Schöpfungsfigur seiner selbst wird. Er schreibt sich nun in seine eigene Geschichte ein: Sein Körper als Konstrukt, dessen Veränderung stets phantasmatischen Nachschub benötigt.
Im Posthumanismus erschafft der Mensch einerseits Lebewesen mit erweiterten Fähigkeiten, andererseits verbindet er menschliche und künstliche Intelligenz. Im Transhumanismus will er die Grenzen der menschlichen Möglichkeiten durch Einsatz technologischer Verfahren vergrößern. In der unvollendeten, evolutionären Transformation des Menschen entstehen auch Zwitterwesen: Mensch/Tier/Roboter. Laut Donna Haraway sind Cyborgs kybernetische Organismen, Hybride aus Maschine und Organismus, also Geschöpfe der gesellschaftlichen Wirklichkeit wie der Fiktion. (siehe bei Reinhart: Chimaeren, Traumwesen)
Und wenn Martina Reinhart auf Marshall McLuhan, der die Medien als Ausweitungen des Körpers, des menschlichen Sinnesapperates sieht, Bezug nimmt, geht es letztlich um die Ausblendung und Überwindung des Körpers. Um auf diese Weise eine vollständige Kontrolle über das eigene Selbst und die eigene Materialität zu gewinnen. In ihrem letzten Zyklus ‘KÖRPER/MEDIEN/WISSEN’ verbindet die Künstlerin diese Ansätze, indem sie auch noch Wissen an sich bzw. die Ausformungen/Erweiterungen der, sich jetzt entwickelnden Wissensgesellschaft miteinfließen lässt.
In dieser Ausstellung ist ein Querschnitt von all diesen Zyklen zu sehen, der die Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem Menschen und seiner Entwicklung zeigt