24.11.2017 Vernissage der Ausstellung “Endt_Zeit”

Jörg Friedmann

Ausstellungsbeschreibung Endt_Zeit

Die Bilderserie in der kommenden Ausstellung in der Galerie Frewein-Kazakbaev kann man thematisch in sieben Kapitel einteilen.
Die Foto-Bild-Story könnte Sequenzen einer bzw. sieben Perioden
einer bestimmten Zeitspanne darstellen.
chapter 1: FIESTA
In den ersten beiden Bildern geht es ums Feiern sprich "Fiesta".
Die überschwängliche Freude einer Music und Acrobatic-Combo aus Kolumbien; fotografiert in Lima (Peru 2015 Bild1) und die
Performance einer Mexikanischen Ring-Künstlerin; fotografiert im Linzer Pflasterspektakel.
Beobachter staunen über die Bewegungsstudie.
(Linz 2014 Bild2)
chapter 2: CITY IMPACT
Weltuntergangsszenario: In dieser Szene spielt stellvertretend für alle Städte die ("Multistadt" Bild4) die Hauptrolle: ein Dutzend Städte perspektivisch richtig vermixt und mit einem dramatischen Hintergrund versehen.
Die eigentlichen Kondensstreifen mehrere Düsenflugzeuge verwandeln sich in gefährliche Projektile oder in noch viel bedrohlicheren Astroidenteile, die unmittelbar vor dem Einschlag stehen.
Die Auswirkung des Impacts kann man grafisch betrachtet im Umsturz der Hochhäuser in Madrid beobachten. (2015 Bild3)
chapter 3: RESULTS
Ein gefährlicher Sonnenwind vom Weltall betrachtet? oder eine Explosion? Man kann es so oder so sehen! (Eigentlich zwei farblich veränderte Bilder Biennale Venice 2014 Bild5)
Die dramatischen Ereignisse und deren Auswirkungen vom Wald aus betrachtet. (2015 Bild6)
chapter 4: TURBOLENZEN
In der veränderten Welt sind partielle Turbolenzen nichts ungewöhnliches. (Bild7 Steyr 2015)
Ein Blick in die stürmische Venezianische Lagune verheißt nichts Gutes! (Bild8 Venice 2014)
chapter 5: BLICKSTÖRUNGEN
Sogar in der Ebene hat man Probleme mit dem fokussieren...(Bild9 Kürbisfeld in analog3D 2016)
Im Olivenhain (Bild10 2017) und dem Städtchen Manarola (Bild11 2017) ereignen sich
sonderbare Dinge.
chapter 6: REPAIRE
Im sechsten Kapitel geht es um das Reparieren der entstandenen Schäden.
In La Spezia wird ein altes Küstenüberwachungsboot unter die "Lupe genommen" (Bild12 2017)
Sämtliche Containerkräne stehen unter Beobachtung. (Bild13 2017)
Massive Richtungsänderungen an der Staumauer im Trentino (Bild14 2016)
chapter 7: RESORCE
Nach einer gewissen Erholungsphase fasst sich der Mensch ein wenig und versucht zu überleben.
Fragmentierter Salzabbau in Peru.
(Bild15 und Bild16 2015 Peru)
Wien, am 26.10.2017

Thomas Lidy

Endt_Zeit

 

„Wo ist das Vergangene, wenn es keine materiellen Spuren mehr davon gibt? Ist das Bewusstsein dann der einzige Aufbewahrungsort? Und wenn das Vergessen einsetzt und die Vergangenheiten auch aus dem Bewusstsein verschwinden, ist es dann so, als hätte es diese Vergangenheiten nie gegeben? Jeder ist der letzte Zeuge für etwas, das mit ihm unwiderruflich untergeht. Die modernen Speichermedien helfen da nichts, denn sie bewahren äußere Spuren, nicht innere Zustände auf. Das Bewusstsein der Zeit entdeckt die Furie des Verschwindens.“ (Rüdiger Safranski „ZEIT“)

 

 

VERGANGENHEIT

 

Bis vor kurzem beschäftigte sich Lidy mit bedrückenden Fragen rund um Gewalt, Zerstörung, Tod und Vergänglichkeit. Gemäß dem Spruch „the media is the message“ verwendete er für seine Arbeiten vorwiegend tierisches Material. Felle und Geweihe, in Street Art Manier maltretiert, trugen archaische und moralische Motive, genauso wie alltägliche und pop-kulturelle Symbole. Die Titel der einzelnen Arbeiten waren wichtiges Stilelement um eine mehrdeutige, von bedrückend-ernst bis zynisch-humorvolle Botschaft zu kommunizieren.

 

GEGENWART

 

Lidy ist im Sinne der Schwere seinen existentiellen Themen treu geblieben. Sein Fokus rund um den Tod hat sich jedoch weg von Aggression und Gewalt hin zu einer eher sachlich- wissenschaftlichen Betrachtung von Vergänglichkeit in ihrer zeitlichen Dimension bewegt. „Das Bedürfnis, Geschichte, Menschen, Werte oder schlicht Informationen festhalten und bewahren zu wollen, ist so alt wie die Menschheit - noch haben wir Artefakte, die das beweisen. Noch!“, so Lidy, der als Ausgangspunkt für seine thematische Neuorientierung und den Wechsel seines Mediums von Haut und Haar zu Plastik und Kunststoff, die Berichte und Diskussionen rund um die Zerstörung von antiken Stätten durch den IS nennt.

Eine weitere Veränderung wagt Lidy auch, indem er bei der Ausstellung Endt_Zeit erstmals auf Titel, bekannte Symbole und „Erklärungen“ für seine Werke verzichtet. Das Datum benennt den Zeitpunkt der Fertigstellung der jeweiligen Arbeit und ist lediglich zu organisatorischen Zwecken angeführt. Der Künstler dazu: Werke anderer KünstlerInnen finde ich besonders spannend wenn sie mich dazu zwingen sie selbst zu interpretieren und ich immer wieder neue Details erkennen kann. Diese Qualität der Ungewissheit und eine Verschiebung weg vom Konzept hin zu Ästhetik wollte ich nun auch in meine Arbeiten integrieren. 

 

ZUKUNFT

 

susanne